Mittwoch, 30. September 2015

Heute vor zwei Jahren ...

Heute vor zwei Jahren habe ich mit dem Rauchen aufgehört. 2013 war für mich das Jahr des Wandels.

Unglaublich, was seitdem alles passiert ist. Anfang 2013 konnte ich kaum von einem Büro ins andere gehen, ohne unerträgliche Schmerzen in den Füßen zu haben. Meine Fingergelenke waren geschwollen und mir ging es nur noch schlecht.

Ich weiß es noch ganz genau, ich war auf dieser Schulung in Erlangen und auf dem Rückweg im Zug habe ich dieses Buch 'Die Entscheidung liegt bei dir!: Wege aus der alltäglichen Unzufriedenheit' von Reinhard K. Sprenger gelesen. Es war irgendwie genau das richtige Buch zur richtigen Zeit. Mir jedenfalls hat es die Augen geöffnet, mir gezeigt, dass nur ich allein etwas ändern kann, dass Jammern nichts bringt und nicht irgendwann die gute Fee kommt, die alles gut macht.

Ende 2011 hatte ich die Diagnose Rheuma bekommen. Ich hatte damals Glück und habe ziemlich schnell einen Termin bei einem wundervollen Rheumatologen bekommen. Mit der Diagnose ist es aber nicht getan, davon geht das Rheuma nicht weg. Es folgten Monate, in denen ich verschiedene Medikamente ausprobieren musste, die teilweise gar nicht und teilweise nur wenig halfen.

Nachdem ich dieses Buch gelesen hatte, stellte ich mir die Frage, ob ich wirklich mit Mitte vierzig am Rollator gehen möchte, ob ich wirklich den Rest meines Lebens nur Schmerzen haben möchte. Diese Frage habe ich für mich selbst mit Nein beantwortet und ich begann zu schwimmen und auf meine Ernährung zu achten. Ich durchforstete das Internet und stieß immer wieder darauf, dass in tierischen Produkten Stoffe vorhanden sind, die Entzündungen fördern und dass es das Beste sei, sich vegan zu ernähren und wenn schon nicht vegan, dann zumindest vegetarisch.

Vegetarisch, ok, das kannte ich, ich hatte schon mal ungefähr sieben Jahre in meinem Leben vegetarisch gelebt, also habe ich ziemlich schnell auf Fleisch verzichtet, was mir auch gar nicht schwer fiel. Da ich aber ziemlich penetrant bin, was die Anhäufung von Wissen angeht, hörte ich nicht auf, mich weiter über die Krankheit Rheuma zu informieren und las so gut wie alles, was mir im Internet unter die Finger kam. Immer wieder stieß ich darauf, dass vegane Ernährung besser wäre.

Ich weiß nicht mehr genau wann es war, ich glaube im Juni 2013, da habe ich mich entschieden auf vegane Ernährung umzusteigen. Für mich war das die einzige logische Konsequenz auf meine Entscheidung, die ich Anfang des Jahres getroffen hatte, nämlich mein Möglichstes zu tun, um so gut wie möglich mit meiner Krankheit leben zu können. Die Umstellung von vegetarisch auf vegan war zunächst nicht so leicht für mich.

Ich muss dazu sagen, dass ich selber kein Vertreter der Veganer Szene bin, dem Fleisch nicht geschmeckt hat, im Gegenteil. Ich hatte mir aber bis dato nie Gedanken über die 'Herstellung', die sogenannten Produktionsbedingungen gemacht. Ich las also alles was ich so lesen konnte über vegane Ernährung und die Hintergründe. Ziemlich schnell wurde mir bewusst, wie sehr ich doch 40 Jahre die Augen verschlossen hatte über die schrecklichen Dinge die vorgehen in der Tierhaltung. Eine Tierhaltung, die nur für unseren 'Genuss' vorhanden ist. Ich habe mir etliche Videos angeguckt und ziemlich schnell war ich soweit, dass ich gar nicht mehr anders konnte, als mich vegan ernähren, da mir bei jedem Ei, bei jedem Stück Fleisch im Supermarkt sofort die Bilder der armen gequälten Mitgeschöpfe in den Kopf kamen.

Wunderbarerweise zog meine Familie ziemlich schnell mit. Bei uns wurde ab meiner Entscheidung vegan zu leben nur noch vegan gekocht, damit wir als Familie zusammen essen können. Mein Mann und meine Tochter leben mittlerweile komplett vegetarisch und mein Sohn zu 95 Prozent.

Mein Rheumatologe empfahl mir dringendst mit dem Rauchen aufzuhören. Rauchen ist so schlimm bei Rheuma und auch sonst so, dass man es am Besten gar nicht anfangen sollte, aber nun ja, ich hatte mit 13 angefangen und bis dato 27 Jahre als Raucherin hinter mir. Irgendwann beim Schwimmen habe ich dann gemerkt, dass mir die Luft fehlte, eine Bahn Kraul durchzuhalten. Da habe ich mir gesagt, es wäre jetzt ein guter Zeitpunkt mit dem Rauchen aufzuhören. Ich wollte mich aber darauf vorbereiten und hatte mir den 1. Oktober vorgenommen. An diesem Tag wollte ich aufhören. Der 1. Oktober schien mir als gutes Datum, weil dann der Sommer schon fast rum war und die Geburtstage auf Parzelle vorbei. Die Zigarette war für mich nämlich immer etwas woran ich mich festhalten konnte, wenn wir auf solchen Parties waren. Etwas womit ich meine Unsicherheit überspielen konnte. Rauchen war etwas, was ich tun konnte, wenn mir mal wieder langweilig war und immer ein Grund sich zurück zu ziehen, eine Auszeit zu nehmen.

Ich habe mich dann mental auf dieses Datum vorbereitet und beim Schwimmen mich darauf gefreut, bald mehr Luft zu haben. Meine Vorfreude auf den 1. Oktober war dann so groß, dass ich am 30. September 2013 nicht mehr abwarten konnte und schon einen Tag eher mit dem Rauchen aufgehört habe.
Den ersten Monat hab ich mit Nikotin Kaugummis überbrückt, was erstaunlich gut funktioniert hat und nach einem Monat brauchte ich selbst die nicht mehr.
Mitte Oktober konnte ich dann meine ersten 50 Meter am Stück kraulen.

Ich habe irgendwo in irgendeinem Forum gelesen, dass eine Frau schrieb, es wäre ihr erster spiritueller Geburtstag, weil es ein Jahr her wäre, seitdem sie angefangen hätte, vegan zu leben. Ich fand das sehr schön und übernehme das einfach mal. Es ist also heute mein zweiter Geburtstag und wenn ich mal wieder etwas kindisch bin, dann nehmt es mir nicht übel, ich bin ja erst 2 :-).

Dienstag, 29. September 2015

Hallo, da bin ich also, Rehs erster Blog Eintrag.


Endlich habe ich mich getraut. Getraut anzufangen. Getraut diesen Blog Eintrag zu schreiben. Wie oft schon hatte ich diesen Gedanken, den Gedanken mich mitzuteilen, über meine Welt, die mir schon immer so oft so anders vorkommt als die Welt der Meisten. Und dann saß ich da wieder vorm Rechner und habe mich nicht getraut. Doch heute ist es anders und darauf bin ich stolz.

Am 6.8.2015 habe ich meine Diagnose Asperger Autismus bekommen und jetzt habe ich mich entschieden, dass es jeder wissen soll. Ich fühle mich nicht krank oder so, nein, einfach nur anders.

Kennt einer den Film 'Sie Leben' in dem der Hauptdarsteller irgendwann einen Karton mit Sonnenbrillen findet und als er eine der Brillen aufsetzt, sieht, dass er umgeben von Außerirdischen ist, die mit versteckten Botschaften versuchen die Menschheit zu manipulieren? An diesen Film musste ich seitdem ich ihn das erste Mal sah ständig denken. Denn genauso fühle ich mich, umgeben von Ausserirdischen, die irgendwie anders ticken. Obwohl, ich bin und war mir nie sicher, ob nicht vielleicht ich einfach auf einen falschen Planeten gelandet bin. Wie auch immer, das Ergebnis ist irgendwie das gleiche. Meine allerbeste Freundin ist auch Asperger Autistin. Wenn ich mit ihr zusammen bin, dann habe ich das Gefühl nicht, dann fühle ich mich zu Hause, verstanden und geborgen. Mit den meisten anderen Menschen ist das Zusammensein für mich eher anstrengend.

Die Diagnose war und ist für mich Fluch und Segen zugleich. Segen, weil ich nun endlich weiß, warum ich mich schon immer so gefühlt habe, warum ich meistens die 'Einschläge' nicht merke, warum es für mich im Grunde nur zwei Zustände gibt, 'Alles ist gut' und 'Alles ist nicht gut' und warum ich so oft den Eindruck habe nicht verstanden zu werden. Fluch, weil ich nun weiß, dass ich noch so viel Therapie in meinem Leben machen kann und sich an dem 'Grundproblem' nichts ändern wird und kann. Ich kann nur lernen damit 'zu leben' und Menschen finden, denen es ähnlich geht wie mir.

Ich schreibe diesen Blog, weil ich das Bedürfnis habe, mich mitzuteilen, meine Gedanken nicht immer nur für mich zu behalten, aber kaum Menschen kenne, die genug Geduld haben, mir zu folgen, wenn ich mal wieder einer meiner verrückten Gedanken Ergüsse habe und diese unbedingt aus meinem Kopf raus wollen.