Liebe Freunde, liebe Leserixe,
Ocho und ich sind ja wie Ihr ja schon
wisst seit ca. 2 Wochen Mitglied der V-Partei³ und auch Mitglied des
Vorstandes des LV Bremens.
Ich selbst wäre fast letztes Jahr bei
den Linken eingetreten und bin auch nach wie vor großer Fan von
Gregor Gysi und das wird sich wohl auch nicht ändern. Auch finde ich
es gut, dass es 'Die Partei' gibt, da es in unserem Wahlsystem keine
echte Möglichkeit zur Enthaltung gibt.
Als ich dann von der V-Partei³ hörte,
war ich zunächst skeptisch, habe mich dann aber doch dafür
entschieden bei der V-Partei³ mitzumachen. Ich bin leidenschaftliche
Veganerin und sehe in der pflanzlichen Ernährung, die einzige
mögliche Zukunft, wie wir als Spezies überhaupt noch langfristig
überleben können. Jeden Tag vernichten wir eine Fläche von Köln
an Regenwald und das lässt die meisten einfach kalt. Auf den
gesunden Menschenverstand zu hoffen, habe ich dabei fast aufgegeben.
Ich denke mittlerweile, dass man in dieser Richtung hauptsächlich
politisch etwas ändern kann. Natürlich über Aufklärung, aber auch
über gezielte Steuerung des Markts. Ich sehe nicht, dass diese
Themen in den anderen Parteien genug forciert werden und deswegen bin
ich froh bei der V-Partei³ dabei zu sein.
Für mich als Aspi und Vollzeitnerd ist
dieser Weg auch der einzig logische, die Weiterentwicklung des
persönlichen, privaten Engagements sozusagen.
Noch nicht einmal zwei Wochen sind wir
dabei und ich habe schon die volle Breitseite der menschlichen
Abgründe, die sich auftun, wenn man in der Politik tätig ist,
mitbekommen, bzw. verfolgen können.
Ich bin ja gerne mal naiv und dachte
eigentlich, dass, wenn man das gleiche Ziel hat, man doch zusammen
arbeitet, egal bei welcher Organisation man gerade tätig ist. Dass
es so etwas wie Solidarität gibt, dass man sich unterstützt. Oh ja,
das gibt es wohl auch und vielleicht ist das auch die Mehrheit, es
gibt aber auch jene, jene denen ihr Ego wichtiger ist, als das
gemeinsame Ziel.
Gerade gestern kam ein Blog Artikel
heraus von einem ehemaligem Mitglied der V-Partei³, der sich eher so
liest, als würde ein verlassener Ehemann seine Exfrau in der
Öffentlichkeit bloß stellen, anstatt wie echte konstruktive Kritik.
Dieser Artikel wird dann munter und oft unreflektiert geteilt und
zack sind die Vorurteile und Vorverurteilungen perfekt. Ich frag mich
dann immer, was geht in solchen Leuten vor? Also in den Leuten, die
so was schreiben und in denen, die so etwas teilen. Ist das eigene
Ego wirklich so wichtig, dass man aus verletztem Stolz versuchen muss
eine ganze Bewegung engagierter Leute niederzumachen? Ich frag mich,
geht es solchen Menschen überhaupt um das gemeinsame Ziel, darum
Tierleid zu mindern und unsere eigene Spezies zu retten, oder nutzen
sie so eine Partei nur als Plattform zur Selbstdarstellung für ihr
narzisstisches Ich und sind dann zu höchst gekränkt wenn das
aufliegt?
Was geht in Leuten vor, die bei
Facebook Artikel unreflektiert teilen, ohne sich die Hintergründe
bewusst zu machen, ohne mal zu überlegen, dass jeder Artikel auch
einen Autor hat (ja, auch meiner), der oder die ein bestimmtes Ziel
mit ihren Worten erreichen möchte?
Ich beschäftige mich seit ein paar
Monaten mit der Meinungsbildung (-mache) im Internet. Es ist
erschreckend wie gezielt Manipulation betrieben wird und es ist
äußerst aufwändig und anstrengend sich zu einem Thema soweit zu
informieren, so dass man sich guten Gewissens eine einigermaßen
reflektierte Meinung dazu bilden kann.
Ich selbst bin aus diesen Gründen dazu
übergegangen nichts einfach mehr so zu glauben, egal wer es wo
geschrieben hat. Es gibt immer mehrere Seiten der Medaille und
mindestens zwei. Guck ich mir nur eine Seite an, dann werde ich auch
immer nur einseitig mein Urteil bilden können. Internet Recherche
ist das A und O, aber wann immer es möglich ist, frage ich die Leute
direkt, ich konfrontiere sie mit den Aussagen, die ich bisher
wahrgenommen habe und warte ab, was sie dazu zu sagen haben. Wenn ich
dazu nicht die Möglichkeit habe, dann lese ich viele verschieden
Quellen und frage auch Bekannte und Freunde, was sie davon halten.
Erst dann und nur dann, bilde ich mir eine Meinung zu einem Thema und
diese kann sich auch wieder ändern, wenn es neue Erkenntnisse gibt.
Außerdem habe ich mir abgeschminkt, dass ich zu alles und jedem eine
Meinung haben muss. Wenn mich jemand auf ein Thema anspricht, zu dem
ich nicht genügend Informationen habe, dann diskutiere ich darüber
nicht und sag das auch. Mich interessiert es nicht, ob der Schwager
einer Freundin das mal irgendwo gelesen hat. Fakten interessieren und
Fakten das sind zum Beispiel wissenschaftliche Beweise.
Jetzt wird darüber diskutiert, ob es
ok ist, dass die V-Partei³ Flyer bei den Veranstaltungen von Rüdiger
Dahlke auslegen dürfe oder nicht. Fakt ist, Rüdiger Dahlke ist
Veganer und in seinem Publikum sind sehr wahrscheinlich viele, die
sich für Ernährung interessieren. Ich kenne Dahlke nicht
persönlich, aber laut Internet soll er leicht esoterische Ansichten
vertreten. Mir ist aber nicht bekannt, dass er damit irgend jemanden
geschadet habe. Nun frag ich mich, wir leben in einem Land in dem
leben 36 % konfessionslose und der Rest gehört irgendeiner
Glaubensgemeinschaft an, vornehmlich Katholiken und Evangelisten.
Alle diese Menschen glauben an
irgendeinen imaginären Gott, dessen Existenz sich in keinster Weise
beweisen lässt. Diese Religionen werden sogar staatlich durch zum
Beispiel dem Religionsunterricht und soweit ich weiß auch finanziell
gefördert (Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenfinanzierung).
Nun kommt ein Rüdiger Dahlke, der an irgendwas anderes glaubt, was
sich IMHO nicht beweisen lässt und dann ist der ein schlimmer
Esoteriker, dem man nichts glauben könne und schon gar nicht seine
Veranstaltungen besuchen dürfe ohne selbst ein ganz schlimmer
unglaubwürdiger Esoteriker zu sein? Bitte? Was ist denn das für
eine Doppelmoral? Sind wir jetzt auch plötzlich Christen, nur wenn
wir ein paar Unterschriften bei Christen sammeln? Ist das irgend eine
ansteckende Krankheit oder so? Wäre mir neu …
Kein Mensch ist eindimensional und
Rüdiger Dahlke ist nun mal auch Veganer und nicht nur Esoteriker
(was ich auch nur aus dem Internet weiß, aber ich werde mir
demnächst selbst ein Bild machen und ihn einfach mal fragen).
Es gibt sie in den Foren, die Menschen,
die veganer sind als andere Veganer. Da wird man diffamiert, weil man
sich erdreistet etwas mit Palmöl zu kaufen. Da werden Leute
niedergemacht, die nicht wussten, dass Garden Gourmet von Nestle ist.
Da gibt es Menschen, die gezielt das Internet durchforsten, um
Menschen bloß zu stellen, die eigentlich das gleiche Ziel haben, aber
nicht ihren eigenen Ansprüchen genügen. Diese Blockwart Mentalität
ist mir zutiefst zuwider. Hier wird ganz krass die Sachebene
verlassen und auf der persönlichen Ebene versucht die Menschen
mundtot zu machen. Man sollte sich bewusst sein, dass das eine
Taktik ist, auf der versucht wird bestimmte Menschen aus der
politischen Welt zu verdrängen. Warum auch auch immer, das ist mir
eigentlich egal, ob da gezielte politische Interessen dahinter stehen
oder jemand der sich einfach nur besser fühlt (fühlen muss) als
andere. Die Auswirkungen sind die gleichen und ich selbst finde das
einfach nur niederträchtig und niveaulos.
Meine Intension mit diesem Artikel ist
einfach nur, einmal ansatzweise darauf aufmerksam zu machen, wie
Meinungsmache funktioniert und darum zu bitten, nicht einfach immer
alles zu glauben, was auf dem ersten Blick glaubwürdig erscheint.
Mein HNO Arzt sagt immer die beste Medizin ist GMV (gesunder
Menschenverstand). Mit ein bisschen mehr davon, könnte jeder von uns
ziemlich schnell vieles im Internet als einseitig und eindimensional
entlarven.
Ich wünsche mir einfach mehr ehrliche Kommunikations- und Diskussionskultur. Der kategorische Imperativ
trifft es ziemlich genau. Würden wir alle danach leben, dann würde
es uns als Gesellschaft wesentlich besser gehen. Einmal kurz prüfen,
bevor ich so einen Artikel im Internet teile, wie wäre es, wenn der
Autor über mich schreiben würde? Würde ich das dann auch teilen,
würde ich es gut finden, wenn man mich (sogar oft namentlich) so
vorführt? Oder wäre es nicht besser solche Themen in einem
persönlichem Gespräch zu klären?
In diesem Sinne, solidarische Grüße
Eure Regina